Herbert Guschewski

Herbert Guschewski - Radioman 1st Class

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Ich wurde am 06.04.1921 in Bochum, heutiges Land, Nordrhein/Westfalen, geboren. Zur Welt kam ich als 13. Kind der Familie. Mein Vater war von Beruf Schneider und kam 1920 vom damaligen Ostpreussen ins heutige Ruhrgebiet.

Nach dem verlorenen 1. Weltkrieg war das Leben fuer die Familie schwer. Es gab nie ausreichend zu essen. Mein Vater kaempfte im 1. Weltkrieg an der Westfront und wurde bei der Schlacht um VERDUN verwundet.

Ich lernte die verhaengnisvolle Nazi-Zeit in der Gesamtheit kennen. Als Hitler die Macht uebernahm war ich 12 Jahr alt und bekam bewusst den Terror gegen andersdenkende mit, auch die Verschleppung der Juden aus den Haeusern, ebenso der anders denkenden. Niemand, auch ich nicht, erfuhren was mit den Menschen geschah und wohin diese gebracht wurden. Es war verboten darueber zu fragen, oder darueber zu reden.

Meine Eltern waren glaeubige Christen und gehoerten der Sekte "Bibelforscher" oder auch "Zeugen Jehovas" genannt an und wurden deshalb politisch verfolgt. Ich bekam eine Lehrstelle als Stahlbauschlossser und absolvierte die Fachschule in Dortmund. Ich war nach Abshcluss derselben Stahlbautechniker.

Im Juli 1940 wurde ich zur 10. Schiffstammabteilung nach Wesrtermunde-Lehe, dem heutigen Bremerhaven, eingezogen. Bei der vorherigen Musterund entschied ich mich zur Marine zu gehen und meldete mich als Kriegsfreiwilliger zur U-Bootswaffe. Meine Stammrollennummer war: UN 8069/40T, d.h. U-Boote Nordsee, Techniker, Jahrgang 1940. Diese Angaben und die Feldpostnummer M 47187 standen auch auf der Erkennungsnummer, welche immer getragen werden musste, um im Todesfalle identifiziert werden zu koennen.

Nach der Grundausbildung in Wesermuende kam ich nur Marine Nachrichtenschule nach Aurich in Ostfriesland. Nach Bestehen des Lehrganges war ich Funker und kam zum erstenmale auf ein Schiff. Ich wurde aufs U-Bootmutterschiff NEISSE nach Danzig kommandiertt. Wir fuhren mit den U-Booten jeden Tag hinaus in die Ostsee und waren Zielschiff der in Ausbildung stehenden U-Boote.

Dieses geschah am Tage und auch Nachts. Die Boote griffen bei Nacht unter Wasser an und schossen Uebungstorpedos ohne Sprengkopf. Der Kopf war beleuchtet, sodass man den Lauf des Torpedos vn der NEISSE aus beobachten konnte. Die sogenannten Fangboote fingen die Torpedos wieder mit Netzen und Stangen ein.

H_Guschewski2Im Dezember 1941 wurde ich nach Hamburg zur Bauwerft Blohm & Voss kommandiert zur Baubelehrung von U 602, welches im Dezember 1941 in Dienst gestellt wurde. Mein Kommandant war Kapitaenleutnant Schueler, welcher vorher auf U 141 fuhr und in der Irischen See grosse Erfolge hatte. Schueler waar ein guter und menschlicher Kommandant. 1942 begann die Zeit es Einlernens, die AGRU-Front. Nun mussten wir auf die NEISSE und andere Zielschiffe schiessen. Wir erlebten die ersten Wasserbombenangriffe aber nur zur Uebung und zum kennen lernen. Es wurde von allen, ob Kmdt. Offizieren, Mannschaften und U-Offizieren viel abverlangt. Nach Beendigung der AGRU-FRONT fuhren wir zu den Restarbeiten bei Blohm & Voss zurueck nach Hamburg und wohnten auf der VEENDAM. Nach den Restarbeiten fuhren wir durch en Ost-West Kanal zurueck zur 5. U-Bootsflotille nach KIEL zum Ausrusten des Bootes fuer die 1. Feindfahrt.

Auslaufen zur 1. Feindfahrt
KIEL-BERGEN-DRONDHEIM in den Atlantik
Trotz vieler Gelegenheiten nicht zum Schuss gekommen, da immer weider von Flugzeugen unter Wasser gedrueckt. Nach 7 Wochen harten Kampfes mit Flugzeugen, Zerstoerern und den wirdrigen Wetterverhaeltnissen, Einlaufen in LORIENT in Frankreich.

2. Feindfahrt:
Durch die Biskaya Richtung Sueden. Wir erfahren vom Kmdt. , dass wir versuchen muessen durch GIBRALTAR ins Mittelmeer durchzubrechen.
Von 2 Moeglichkeiten, entscheidet Kpltltnt. Schueler sich dafuer Nachts und ueber Wasser anzugreifen.
Durchbruch gelingt, im Morgengrauen Angriff von Flugzeug zum schnelltauchen entkommen.
Neuer OP. Plan vor Nordafrika operieren. Versenken bei CAP TENE, zwischen Oran und Algier ben britischen Zerstoerer PORCUPINE.

Einlaufen in Toulon:
U 602 laeuft als erstes deutsches U-Boot in TOULON ein.

U-602Vor dem Auslaufen des Bootes Kommandierung auf die Nachrichtenschule in Flensburg-Muerwik.
Nach Bestehen der Schule Kommandierung zur Baubelehrung auf U 869 nach Bremen zur Bauwerft DESCHIMAG.
Kommandant war Kptltnt. Helmut Neuerburg.
Nach Indieststellung wieder Durchfahrt durch den Ost-West Kanal zu den Erprobungen der AGRU Front.
Alle Erprobungen auf U 869 machte ich bis zum Auslaufen zur 1. Feindfahrt mit.
Die Restarbeiten am Boot wurden in Stettin bei den Vulcalwerften ausgefuehrt, und nicht bei DESCHIMAG in Bremen.
Wenige Tage vor dem Auslaufen zur 1. Feindfahrt wurde ich im Hafen ohnmaechtig und wurde ins Stettiner Lazarett gebracht. Ich erlitt eine doppelseitige Lungenentzuendung mit Rippenfellentzuendung. Das Boot musste zur 1. Fahrt ohne mich auslaufen und kam nicht wieder.

Mein Leben nach dem Krieg:
Nach meiner Heimkehr aus russischer Gefangenschaft heiratete ich meine heutige Frau Lotte Guschewski, geb. Rau, mit der ich noch heute zusammen lebe. Ich erlernte das Handwerk eines Maschinenstrickers und machte die Meisterpruefung. 1978 wurde ich in den Memminger Stadtrat gewaehlt, dem ich bis Februar 2002 angehoerte, also 24 Jahre lang. Ich bin Gruendungsmitgleid der LEBENSHILFE fuer Behinderte Kinder. Ich bin EHRENMITGLIED der EUROPA-UNION MEMMINGEN. Ich bin Leiter von TERRE des HOMMES in Memmingen und war 1980 mit fast 100 Behinderten Menschen in SYRIEN und lernte in Damaskus den Politiker Yassir Arafat kennen. Heute leite ich eine Sozialstation mit 40 Krankenschwestern, welche alte und kranke Menschen in der Stadt Memmingen versorgen. Fuer all diese Ehrenaemter verlieh mir der Deutsche Bundespraesident Herzog das Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland am Bande. Die Stadt Memmingen verlieh mir wegen sozialer Verdienste in der Stadt Memmingen das Stadtsiegel.

Ich habe drei erwachsene Kinder und zwei Enkel
Memmingen, den 15. 02. 2004

Unterzeichnet
Herbert Gueschewski