Otto Brizius - Seaman 3rd Class - Diesel Mechanic
Otto Brizius wurde am 25. Februar 1926 geboren. Er hatte einen aeltern Bruder, mit Namen Kurt, der zwei Jahre frueher, am 28. Juli 1924 zur Welt kam. Ihre Eltern waren Karl Brizius und Elisabth Brizius, geb. Denzer. Sie lebten in Doernbach, einem kleinen Dorf in der Nordpfalz. Vater Karl wurde am 7. Februar 1901 in Bisterschied geboren, seine Frau Elisabeth am 20 Februar 1900 in Doernbach. Elisabeth war gross, hatte dunkles Haar, einen ausgepraegten Sinn fuer Humor. Sie war sehr willensstark.
Sie lebten in einem zweistoeckigen Haus mit Vorgarten und einem kleinen Lindenbaum davor. Seitlich des Wohnhauses was ein kleiner Stall fuers Vieh, wie Kuehe, Schweine, Huehner und Ziegen. Hinter dem Stall befand sich die Scheune und darin eine Handwerksbank. Zwei Dorfstrassen fuehrten rechts und links am Haus vorbei. Die Gegend war sehr laendlich.
Hinter der Scheune floss ein kleiner Bach. Die Zeiten waren schlecht und es gab keine Arbeit. Karl fuhr jeden Montag mit seinem Fahrrad zum naechsten Bahnhof und fuhr mit dem Zug ins Saarland. Dort arbeitete er an verschiedenen Baustellen als Maurer und kam freitags abends wieder zurueck. Elisabeth versorgte das Vieh, den Gemuesegarten und die Felder. Nach dem Tod ihrer Mutter versorgte sie ihren Vater, Jakob Denzer. Er zog zu ihr und hatte im 2. Stock sein eigenes Zimmer. Lisa hatte Probleme mit den Nieren. Wenn sie krank war und ihre Arbeit nicht verrichten konnte, so halfen Otto und Kurt dem Grossvater die Tiere und Haushalt zu versorgen. Die Doerfler staunten ueber die beiden Jungen, dass sie so fleissig und gewissenhaft arbeiteten.
Beide besuchten die Dorfschule, die nur drei Haueser entfernt war. Otto und Kurt gehoerten beide der Hitlerjugendgruppe des Dorfes an. Ihr Vater wusste wie wichtig die Mitgliedschaft war, denn sie ermoeglichte spaeter den Besuch einer weiterbildenden Schule oder verhalf bei der Einstellung zu einer Lehre. Nach der Schule erledigten die Brueder ihre Hausaufgaben, dann mussten sie ihrer Mutter helfen. Otto war meistens der Ziegenhirt, der die Tiere hinaus zur Weide brachte und beaufsichtigte.
Im Spaetsommer halfen Otto und Kurt bei der Obst- und Heuernte. Sie halfen auch Opa Jakob Birnenwein zu keltern.
Otto und Kurt hatten sehr unterschiedliche Charaktere.
Kurt, der aeltere, war ruhiger, er las und zeichnete gern. Ein charmanter junger Mann,den die Maedchen alle sehr gern hatten. Er liebte Suessigkeiten und hatte immer Schokolade in seiner Tasche. Er war gross, hatte dunkles Haar und war ernster als sein juengerer Bruder.
Otto war kleiner als sein Bruder und hatte dunkelblondes Haar. Er war humorvoll, gutmuetig, lachte gerne laut und war willensstark. Auch er liebte Suessigkeiten. Er spielte gerne Streiche und aergerte seinen Opa Jakob. Otto brachte Opa Jakob Birnenwein vom Keller; auf dem Weg trank er davon und fuellte den Krug mit einem Glas Wasser wieder auf. Auch half er dem Grossvater beim anziehen; entweder versteckte er dann die Hausschuhe oder er vertauschte den linken Schuh zum rechten Fuss und umgekehrt. Otto und seine Freunde, Otto Wolf und Hans Zubiller kletterten auf die hoechsten Baueme im nahegelegenen Wald, dem Laemmerwald. Otto hatte vor nichts Angst, er wollte immer die Baumspitze zuerst erreichen.
Wer nach Otto suchte, fand ihm am Wasser, entweder im kleinen Bach oder am Damm ausserhalb des Dorfes. Es zog ihn von kleinauf zum Wasser. Nachdem Kurt und Otto die Grundschule beendeten besuchten sie eine weiterfuehrende Schule in Winnweiler. Der Besuch dieser Schule war keine Pflicht und erforderte "Schulgeld"und einen laengeren Schulweg. Beide erhielten ein Fahrrad um damit zum Bahnhof zu fahren, um dann per Zug die Restrecke von 10 Kilometern nach Winnweiler zurueckzulegen. Sie hatten Spass in der Schule, vor allem am zeichnenund beide hatten gute Noten. So begannen sie nach ihnrem jeweiligen Schulabschluss eine Ausbildung.
Kurt begann am 21. April 1940 eine Lehre bei der Steuer- und Gemeindeeinnehmerei in Rockenhausen. Laut Lehrvertrag war die Probezeit drei Monate und wurde im Vertrag eingerechnet. Ein ueberdurchschnittliches Abschlusszeugnis und Mitgliedschaftsbeweis zur Hitler Jugend waren dazu erforderlich. Zu seinen Aufgaben gehoerte, dass er von Dorf zu Dorf fuhr, um Steuergelder einzunehmen, deshalb kaufte ihm sein Vater ein Motorrad, eine DKW NZ 250 Sport, auf die Kurt sehr stolz war. Er hatte nun Arbeit, die ihm Spass machte und ein neues Motorrad was etwas ganz besonderes war zu jener Zeit war. Otto allerdings fuhr nie mit dem Motorrad. Nach Beendigung seiner Lehre war Kurt 18 Jahre alt war und wurde zum Kriegsdienst eingezogen. Er verbrachte seine Rekrutenzeit in Frankreich. Wenn er Urlaub von der Front hatte, besuchte er seine Freunde und Familie per Motorrad. Kurt war in Russland und Italien und kaempfte in der Schlacht am Monte Cassino.
Otto entschloss sich die Meisterschule fuer Handwerker in Kaiserslautern zu besuchen, welche 30 km von Doernbach entfernt war. Dort belegte er das Fach Maschinenbau. Zu seiner Ausbildung gehoerte das skizzieren, planen, entwerfen und herstellen von Maschinen und Bauelementen. Er war sehr kreativ, sein Meisterstueck war ein schmiedeeiserner Kerzenstaender, worauf er sehr stolz war.
1941 wurde Karl Brizius zum Eintritt in den Kriegsdienst gezwungen. Er war schon vierzig Jahre alt als er zum Grenzschutz nach Geisingen in Sueddeutschland eingezogen wurde.
Kurt und Otto hatten jeweils ihren eigenen Freundeskreis. Sie waren zwar Brueder, jedoch gingen beide ihre eigenen Wege. Sie spielten beide Harmonika. Jedoch spielte Otto gerne fuer seine Freunde. Sie trafen sich bei Zubiller's, dem dorfeigenen Wirtshaus mit einem grossen Tanzsaal. Familie Zubiller hatte noch einen kleineren Raum in dem Otto fuer die jungen Frauen spielte. Diese uebten fleissig ihre Tanzschritte zu seiner Musik. Einmal hoerte er ploetzlich auf zu spielen und als die Frauen ihn fragten warum, so antwortete er " ihr tanzt doch alle zu meiner Musik".
Otto lernte und uebte fleissig mit seinem Fahrrad um verschiedene akrobatische Kunststuecke zu vollbringen, er fuhr rueckwaerts, oder stand auf dem Sattel und alles was ihn herausforderte, reizte ihn.
Mit 17 Jahren stand Otto kurz vor dem Abschluss der Meisterschule. Er wollte sich freiwillig zur Kriegsmarine melden und sein Traum war das "ein Mann U-Boot, Biber". Er bedraengte seine Mutter so lange, bis sie endlich ihren Mann von Otto's Plan berichtete und ihn bat, sein schriftliches Einverstaendnis zu geben. Vater's Wunsch, Otto von seinem Vorhaben abzubringen, gelang leider nicht. Karl hatte schon einen Sohn im Krieg und wollte auf keinen Fall, dass sein juengster sich freiwillig verpflichtet. So unterschrieb Karl schweren Herzens und Otto war froh.
Da er sich freiwillig zur Marine gemeldet hatte musste er nicht zum Arbeitsdienst. Er begann mit seiner U-Boot Ausbildung. Er war mehrmals auf Urlaub zu Hause und bei diesen Besuchen versuchte er Rudi Denzer, einen seiner Freunde, zu beeinflussen sich ebenfalls freiwillig zu melden. Er sagte zu ihm " verpflichte Dich freiwillig, wir muessen den Krieg gewinnen". Daraufhin haenselten ihn seine Freunde und fragten "willst Du den Krieg ganz alleine gewinnen"? Otto war ein Patriot und glaubte, dass ein Mann ausschlaggebend sein konnte.
Im Winter 1943/44 waren die Brueder Kurt und Otto zu Hause auf Heimaturlaub. Unter anderem fuhren sie Schlitten mit ihren Freunden.
Otto hatte seinen groesseren Zugschlitten in der kleinen Werkstatt selbst gebaut. Er brachte mehrere Metallschienen neben den Kufen an und baute ein Lenkrad fuer den Schlitten. Damit zog und lenkte er seine Freunde die Schlittenbahn hinunter. Auch die jungen Frauen aus dem Dorf fuhren Schlitten, waren aber nicht schnell genug. Daraufhin bauten die jungen Maenner eine Blockade. Sie wollten die grosse Schlittenbahn fuer sich alleine. Bald lief Kurt weg und versteckte sich in einem kleinen Vorgarten. Die jungen Frauen allerdings verfolgten Kurt. Sie fanden ihn und zogen ihn hin zum Brunnen, dann tauchten sie ihn so lange ins eiskalte Wasser bis er total durchnaesst war.
Dies war das letzte frohe Zusammensein der Brueder, ihre Freunde und Familie.
Otto fuhr im Dezember 1944 mit der U 869 zu seiner ersten und letzten Feindfahrt aus. Das Boot wurde am 28. Februar 1945 offiziell als vermisst erklaert. Otto wurde nur 18 Jahre alt.
Kurt zog ebenfalls bald wieder in den Krieg. Am 2. August 1944 erlag er einer Kopfverletzung und starb in einen Rot-Kreuz Feldlazarett.Er wurde auf dem Heldenfriedhof in Varese in Italien beigesetzt. Nach Kriegsende wurde er nach Doernbach ueberfuehrt und am 23. Februar 1950 waehrend eines Schneesturms im Familiengrab beerdigt. Er wurde nur 20 Jahre alt.
Elisabeth Brizius wurde sehr krank und verstarb am 26. Dezember 1951 mit 51 Jahren.
Karl Brizius wurde von den amerikanischen Streitkraeften gefangen. Er wurde als Kriegsgefangener den Franzosen uebergeben, er arbeitete auf einem grossen Gut in Suedfrankreich. Er wurde gegen Ende 1945 aus franzoesischer Kriegsgefangenschaft entlassen. Er heiratete im Juni 1957 ein zweites mal. 1959 bekam er mit seiner zweiten Frau Gertrud Brizius, geborene Groesch eine Tochter Names Baerbel, welche u.a. diese Biografie schrieb. Sie lebt mit ihrer Familie in den USA, unweit der Fundstelle der U 869. Karl Brizius verstarb im gesegneten Alter von 95 Jahren am 8. November 1996.