Hans Dietz

Hans Dietz, MaschGfr

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Als zweites Kind und erster Sohn des Braumeisters Johann Dietz und seiner Ehefrau Katharina wurde Johann (Hans) am 17. Mai 1925 in Painten (Oberpfalz) geboren. Seinen ererbten Gasthof zur Post musste der Vater aufgeben, als Hans ein Jahr alt war. Zunächst zog die Familie ins nahe Laaber, dann 1931 in den Marktflecken Essing im Altmühltal (Niederbayern), wo Vater Johann bei der noch heute existierenden Brauerei Schneider die leitende Stelle des Braumeisters annahm.

Im April 1931 wurde Hans eingeschult. Er war ein echter „Lausbub“, dabei ein guter Schüler und schon früh zeigte sich seine praktische und technische Begabung. Er liebte es, mit seinen Kameraden in den Felsen und Höhlen rund um das malerische Essing herumzutoben und kopfüber von der alten Holzbrücke zu springen. Als Halbwüchsiger baute er einen lenkbaren zweisitzigen Bobschlitten, mit dem er zusammen mit seinem vier Jahre jüngeren Bruder Rudi jenseits der Altmühl den „Klausen-berg“ hinunterbrauste. Die Beiden waren damit unter den Kindern und Jugendlichen die Helden des Winters.

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Nach Abschluss der Volksschule, im Mai 1939 begann Hans eine Schlosserlehre bei der Süddeutschen Zellwolle AG (heute Kelheim Fibres GmbH) in der Kreisstadt Kelheim/Donau. Nur drei Monate später, am 31. August, buchstäblich am Vorabend des Zweiten Weltkriegs, starb der Vater erst fünfzigjährig, durch einen Betriebsunfall. Hans war nun mit vierzehn Halbwaise und die Mutter mit fünf Kindern auf sich gestellt. Die älteste Tochter Anna – damals siebzehn – hatte es nicht leicht mit den vier lebhaften Geschwistern, wenn sie die nun zur Arbeit in der Brauerei gezwungene Mutter in Hausarbeit und Erziehung vertreten musste.

Dass sich der siebzehnjährige Hans nach der Gesellenprüfung im Mai 1942 freiwillig zur Kriegsmarine meldete, hing wohl auch mit dem Vorbild von Annas Verlobtem Sepp Wallner zusammen, der schon seit 1940 als erster Essinger das blaue Tuch trug. Jedenfalls war Hans‘ Entschluss ein schweres Los für die Mutter, aber sie gab seinem steten Drängen schließlich nach und dem Minderjährigen ihr Einverständnis. Hans begann seine Grundausbildung in Leer (Ostfriesland). Danach wurde er zur Ubootwaffe versetzt und absolvierte die Gastenausbildung für technisches Personal. Von Anfang an, schon in der Bremer Deschimag Bauwerft 1943, war er dann auf U869. Das Ubootrelief aus Messing fertigte er auf der Werft und gravierte dieRudi unter dem Boot angebrachte Plakette für seine geliebte Mutter mit „Zum Andenken, Dein Sohn Hans 1943“. Er brachte das Kunstwerk im Sommer 1943 auf Heimaturlaub nach Essing. Im Sonntagsstaat fuhr die Familie mit dem Postauto zum Photographen nach Kelheim und alle waren sie stolz auf ihren schmucken Matrosen. Blankgeputzt hat dieses Modell noch heute einen Ehrenplatz im Haus des inzwischen 83jährigen Bruders Rudi (s. Abb. erster v.li.)

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Hans erlebte im Januar 1944 die Indienststellung mit und fuhr auf dem Boot in der folgenden Einfahr- und Ausbildungsphase das ganze Jahr in der Ostsee als schiffstechnisches Besatzungsmitglied in Maschine und Zentrale. Im August 1944, als das Boot für letzte Arbeiten bei den Stettiner Oderwerken lag, besuchte ihn Schwester Anna auf der Werft. Nach der Odyssee durch das bombengezeichnete Deutschland war sie froh, ihren Bruder an der Küste gesund und voller Optimismus anzutreffen. Auf sein Boot durfte er sie nicht führen, denn Frauen war der Zutritt strengstens verboten – aber als sie des grauen Ungetüms an der Pier ansichtig wurde, hatte sie auch gar kein Verlangen danach.  Dann hatte sie es eilig, denn ihr Liebster, inzwischen Obermaat, war im nahen Ückeritz auf Usedom als Ausbilder stationiert (s. Abb.li.).

dietz and friendIm Herbst kam Hans ein letztes Mal für ein paar Tage auf Heimaturlaub (s. Abb. re. mit einem Freund). Dann, am 7. November lief U869 aus Stettin aus, ging über Kiel nach Kristiansand in Norwegen und von dort zur ersten und letzten Feindfahrt. Mutter Katharina starb im Juni 1969 in dem festen Glauben, ihr Sohn sei mit U869 vor Casablanca am 28. Februar 1945 versenkt worden – so wie es auf dem Familiengrabstein festgehalten ist. Als Rudi erstmals durch den Verfasser 1999 und dann im Jahr 2000 durch eine Fernsehsendung von der großartigen Leistung der amerikanischen Taucher um John Chatterton und Richard Kohler vor New Jersey erfuhr, nahm er Kontakt zu dem einzigen Überlebenden aus der Besatzung, Herbert Guschewski, auf und besuchte ihn zu Hause in Memmingen.

Dem Verfasser schrieb Herbert Guschewski im November 1999: „Ihr Onkel Johann Dietz war innerhalb der Mannschaft und auch bei seinen Vorgesetzten geachtet und beliebt. Wenn ich das Foto betrachte, dann ist es so, als stände Johann vor mir. Wir nannten ihn Hans oder auch Hannes, weil er halt aus Bayern stammte...Wenn ich am Volkstrauertag das Lied „vom guten Kameraden“ höre, dann komme ich mir immer so verlassen vor, weil alle meine Kameraden gefallen sind...“

Im Februar 2012
Raimund Wallner
Kapitän zur See a.D.